Über das Lesen

Vor geraumer Zeit wurde an verschiedenen Stellen über das Lesen geschrieben. Insgesamt mit der Tendenz, sich als Nicht- oder Wenigleser zu „outen“ (lesen scheint dann doch als sozial erwünscht gesehen zu werden) und den Deutschunterricht in der Schule dafür (mit-) verantwortlichzu machen.

Ich lese ja, wie man im Blog teilweise mitbekommt (teilweise deshalb, weil ich nicht über jedes gelesene Buch auch schreibe – über Sachbücher, die fast 50 % meines Lesepensums ausmachen, z.B. bislang gar nicht), relativ viel. Und Deutsch in der Schule war nicht direkt mein Ding, aber aus völlig anderen Gründen. Also dachte ich, ich schreibe auch mal über das Lesen – aus meiner Sicht.

Lese-Biographie
Ich konnte nicht lesen, bevor ich in die Schule kam, obwohl ich laut psychologischer Begutachtung eine großen Wortschatz hatte und sehr präzise formulieren konnte. Lesen gelernt habe ich recht schnell, und seit der Grundschule viel gelesen und auch vorgelesen bekommen: Was ist Was, Grimms Märchen, Abenteuerromane, Jules Verne, Sachbücher über Wolken (wir nennen es „Spezialinteresse“) und das Sonnensystem, den Hobbit, unser Lexikon. Das Muster, Sachbücher und Romane etwa gleich häufig zu lesen, war von Anfang an da und hat sich auch so fortgesetzt. Ich habe nach und nach die Kinderliteratur in unserer Stadtteilbibliothek durchgelesen. Und die naturwissenschaftlichen Sachbücher. Und dann, so ab 13, 14, Science Fiction – mir ursprünglich von meinem Vater empfohlen als logische Folge von Jules Verne, Tolkien. Dazwischen immer mal wieder „Klassiker“: Hesse auf Empfehlung von Freundin A., Joyce, weil ich ihm in der Illuminatus-Triologie begegnete und die Sprachspiele interessant fand. Kriminalromane meiner Eltern, die ich mit einer Art anthropologischen Interesses las: Wie sind Leute motiviert, wie kriegt man raus, wenn die die Wahrheit sagen? Sachbücher über Soziobiologie: Selber Grund („Was, Händeschütteln hat tatsächlich einen nachvollziehbaren Grund? Cool…“). Das ist alles seitdem so geblieben: Ich habe Physik studiert, dabei immer gerne Fachbücher zum Spaß gelesen, arbeite jetzt und lese: Sachbücher über Geschichte, Fachbücher über Mathematik, Natur- und Bergführer, philosophische Hausarbeiten von Freundin A., Science Fiction, Fantasy. Freund S. sagt: „Deine Bücher sind, überspitzt formuliert, entweder Schund oder extrem intellektuell.“. Da ist etwas dran – nur interessiert mich die Einteilung nicht. Ich lese, weil ich was lernen, gutes Worldbuilding bewundern, coole neue Ideen sehen will.

Deutschunterricht
Deutschunterricht wird meiner Erfahrung nach (hier z.B. aus Schülersicht formuliert) kritisiert, weil er die Lust am Lesen durch „übertriebenes Interpretieren“ „verleidet“. Das finde ich erstaunlich, da das so gar nicht meine Erfahrung ist. Ich fand die Themenauswahl im Deutschunterricht oft mehr als fragwürdig, hatte gerade in der Oberstufe Probleme mit Literatur, in der es um Liebe und auch sexuelles ging – weil das schlichtweg von meiner Lebens- und Gefühlswelt viel zu weit entfernt war (ich bin nicht nur autistisch, ich war auch jünger als meine Klassenkameraden). Aber das analysieren fand ich immer interessant. Zum einen, weil man da versteht, wie Texte funktionieren – wie baut man sowas auf, warum ist das spannend, etc. Zum anderen, weil ich durch die Analyse oftmals etwas lernte. Metaphern erschließen sich mir bis heute oft nicht ohne Hinweis*, da half es, drüber zu diskutieren, um sie zu verstehen. Analyse war also genauso wie in den Naturwissenschaften Sie machte nichts kaputt, sondern einen Text im schlechtesten Falle verständlich, im besten noch besser, weil man ihn besser verstand. Schwierig waren Dinge wie unzuverlässige Erzähler: Mit meiner Tendenz, alles wörtlich zu nehmen, bemerkte ich oft erst spät, dass jemand unzuverlässig war, und es fühlte sich auch immer falsch an: Da steht etwas, das gar nicht stimmt! Noch heute lese ich solche Werke sehr ungern, genau wie solche, wo man als Leser mehr weiß als die Figuren: Theory of Mind ist harte Arbeit… Insgesamt fand ich den Deutschunterricht also schwierig, aber durchaus sinnvoll, und die Textanalysen erschienen mir auch nicht willkürlich: Man musste halt zum einen genau lesen, zum anderen Hinweise beachten und Hintergrundwissen einfließen lassen, dann ging es schon. Und ja: Manche Interpretationen sind falsch, missverstehen den Text. Es gibt nur manchmal mehr als eine richtige Lösung – aber das ist ja auch in der Mathematik so…

Fandom und literaturwissenschaftliche Analyse
Lustigerweise begegnen einem die alten Textanalysen dann ja im Fandom, in meinem Fall in Bezug auf Bücher und Serien in Bereich SF/Fantasy, dann wieder. Denn da wird genau das gemacht, was in der Schule viele (sogar oft dieselben Leute: Nerds, denen Naturwissenschaften mehr Lagen als Sprachen) doof fanden: Extrem genau lesen, dabei nach winzigen Hinweisen auf diese oder jene Theorie (R+L=J, anyone?) suchen, Anspielungen auf und Bezüge zu anderen Werken finden, ein Werk in einen Kontext, eine Mode, eine Zeit einordnen, biographische Vergleiche ziehen… all das machen Literaturwissenschaftler genauso wie Fans. Ich schreibe ja auch in meinen Rezensionen immer darüber, wo ich Ähnlichkeiten und Unterschiede zu ähnlichem sehe, und vergleich auch öfters eins zu eins – und ich fand den Moment toll, als ich merkte, das ich das einigermaßen fundiert kann, das ich soviel kenne, das sich mir eine Welt aus Bezugnahmen öffnet, das ich Strömungen und Moden erkenne. Ich mache also eigentlich genau das, was mir im Deutschunterricht beigebracht wurde, verwende die gelernten Werkzeuge – nur das ich halt die Leute und ihre Interaktionen eher außen vor lasse und mich eher auf die Fakten konzentriere als Metaphern auseinandernehme. Darf ich ja jetzt auch, ist ja mein Hobby.

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*Beispiel aus der Weihnachtszeit: S. und ich reden über eins meiner Lieblings-Weihnachtslieder, „Maria durch ein Dornwald ging“. Ich kommentiere, ich habe mich immer gefragt, wo der Dornwald herkäme – schließlich kommt eine Szene wie im Lied beschrieben in der Bibel nirgends vor (ich habe das überprüft). S. ist belustigt: „Dir ist wirklich nie die Idee gekommen, das das ein Symbol ist, oder?“. Ich muss zugeben: Nein, ist es nicht – aber das erklärt in der Tat einiges… So etwas ist typisch: Mir kommen solche Ideen einfach nicht, wenn mich keiner drauf hinweist. Das wirkt dann oft eher dämlich – oder irritiert die Leute, denn schließlich bin ich ja gar nicht dämlich.


SF vs. Fantasy: Vampir-Edition

Ich habe ja hier schon einmal am Beispiel von A Song of Ice and Fire diskutiert, wie derselbe Sachverhalt „auf SF-Art“ bzw. „auf Fantasy-Art“ in einer Geschichte behandelt werden kann.

Dazu ist mir noch ein schönes Beispiel an eher unerwarterter Stelle untergekommen: Die Behandlung von Vampirismus in den Sookie Stackhouse-Büchern*. Dort wird zunächst eine Erklärung für das Phänomen vorgestellt, die aus der Science Fiction stammen kann: Vampir wird man durch die Übertragung eines Virus‘, durch den man für einige Tage in einen todesähnlichen Zustand verfällt und der dann zu körperlichen Veränderungen und „Allergien“, z.B. gegen Sonnenlicht, führt. Das klingt nicht nur grundsätzlich plausibel (selbst die Ernährung durch Blut macht aus Sicht des Virus Sinn – so wird er schließlich weiterverbreitet. Die Fangzähne braucht man dann halt zum Beißen…), sondern auch nach etwas, das wissenschaftlich untersucht und verstanden werden kann: Hat man Vampirblut, kann man den Virus isolieren, aus alten Proben lässt sich vielleicht etwas über seine Evolution lernen… Würde Vampirismus weiter so behandelt, würde man vielleicht sogar etwas über Evolution und Infektionswege lernen, wäre die Stackhouse-Reihe ganz klar SF.

Allerdings wird die „wissenschaftliche“ Erklärung von Anfang an nicht komplett ernst genommen, sondern als etwas vorgestellt, das die Vampire gezielt verbreiten, um leichter akzeptiert zu werden (dahin steckt die interessante Annahme, das in unserer Gesellschaft wissenschaftliche Erklärungen besser akzeptiert werden als „übernatürlich“ – keine Ahnung, ob das stimmt, wäre allerdings toll wenn…). Sehr bald, nach dem Auftauchen anderer „übernatürlicher“ Wesen (Wertiere, Mänaden,…), wird sie beiseite geschoben. Wertiere kann keiner sofort wissenschaftlich erklären, und damit ist auch bei Vampiren alles offen: Sie werden jetzt als Teil einer magischen, übernatürlichen Welt verstanden, die nicht wissenschaftlich erklärt wird und bei der auch offenbar zumindest die Hauptfiguren kein Interesse an solchen Erklärungen haben. Damit verlassen wir dann die Science Fiction und landen in der Fantasy – obwohl auch hier natürlich eine SF-Behandlung z.B. der Wertiere denkbar wäre: Die Tymbrimi in David Brins Uplift-Zyklus sind ja z.B. auch in der Lage, bewusst körperliche Veränderungen zu veranlassen, ohne wie Star Treks Gestaltwandler eine völlig andere Physiologie zu besitzen.

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*Lohnen sich nicht wirklich – ich schaue gelegentlich True Blood und finde die Grundidee sehr interessant, aber das Worldbuilding/Schnulze-Verhältnis der Serie passt mir nicht. Daher war ich neugierig, ob das in den Büchern anders ist. Fazit: Nein, auch wenn sowohl Worldbuilding als auch Schnulze anders sind als in der TV-Serie.


Greg Egan, Teranesia

Teranesia (1999) beginnt im Jahre 2012. In Indonesien tauchen Schmetterlinge auf, die mit keiner bekannten Art nahe verwandt zu sein scheinen. Zwei indische Wissenschaftler studieren sie im Auftrag eines Pharma-Unternehmens auf einer fiktiven, sonst unbewohnten, Insel (von ihrem Sohn Prabir eben „Teranesia“ getauft) in den südlichen Molukken. Der neunjährige Prabir liebt das Leben auf der Insel, erforscht sie, erfindet Monster, die auf ihr leben, und spielt mit seiner kleinen Schwester Madhusree. Dann bricht ein Bürgerkrieg in Indonesien aus, Teranesia wird vom Flugzeug aus vermint, Prabirs und Madhusrees Eltern sterben. Den beiden Kindern gelingt die Flucht per Boot, sie landen zunächst in einem Flüchtlingslager in Australien und dann bei ihrer Tante Amita in Toronto. Die Forschungsergebnisse ihrer Eltern werden nie veröffentlicht, im Laufe der Zeit tauchen in den Molukken aber auch andere Arten mit von allem bekannten völlig verschiedenen (aber grundsätzlich nützlichen) Adaptionen auf und stellen Biologen vor ein Rätsel.

Jahre später lebt die nun neunzehnjährige Madhusree mit Prabir zusammen, der seit Jahren das Sorgerecht hat. Sie studiert Biologie und schließt sich einer Expedition in die Molukken an, die das Geheimnis der neuen Arten lüften möchte. Prabir, der sich für den Tod der Eltern verantwortlich fühlt, ist dagegen; als sie dennoch fährt, folgt er ihr. In Indonesien trifft er Martha Grant, die ebenfalls für eine Pharmafirma die neuen Arten studiert. Den beiden gelingt es mit Hilfe einer Forschungsgruppe in São Paulo, das Geheimnis zu lüften: Ein neues Gen codiert ein Protein, das „São Paulo-Protein“, das als Quantencomputer funktioniert und so sehr effizient den Organismus optimieren und umgestalten kann. Dadurch ist es auch leicht von einer Art auf die andere zu übertragen – und Prabir „infiziert“ sich, wird stark modifiziert, aber von Madhusree „gerettet“.

Man merkt es schon an meiner Inhaltsangabe: Es geht viel um Prabir, seine Persönlichkeitsentwicklung, seine Schuldgefühle und seine Transformationen; das Setting in der nahen Zukunft ist nur wenig exotisch im Sinne der technische Neuerungen und auch die Wissenschaft ist erstaunlich einfach und direkt für Egans Verhältnisse – man kann sich ab der ersten Beschreibung des São Paulo-Proteins denken, was los ist, auch Prabir und Martha das nicht tun. Insofern ist Teranesia vielleicht ein untypischer Egan.

Dennoch sind viele Details dann doch wieder sehr typisch.Die Personen und das Setting, die nichts mit Amerika zu tun haben. Quantencomputer. Hauptfiguren, denen man beim entdecken und Wissenschaftmachen zuschaut (auch wenn die wissenschaftliche Szene selbst, ähnlich wie in Distress, sehr seltsam wirkt mit ihren Online-Veröffentlichungen und ihren extrem kurzen Zeitskalen – da posten Leute ihre Ergebnisse täglich, statt erstmal ordentliche Kontrollexperimente etc. zu machen…). Die Frage danach, was man ist, wenn man sich von seinen evolutionären Zwängen befreit – sie wird hier vom schwulen Prabir gestellt. Rationalismus, Antireligiosität. Seltsame postmoderne Geisteswissenschaftler, die ihren unqualifizierten Senf zu Wissenschaft abgeben.

Insgesamt fand ich Teranesia eher durchwachsen; Teile gefielen mir gut, Teile eher nicht. Prabir als Kind war mir völlig unverständlich mit seinen elaborierten Hirngespinsten, seinem doch sehr tiefgehenden Wissen über die Welt (sowohl theoretisch: Woher kennt ein Neunjähriger Quadratwurzeln? als auch praktisch: Die Navigation von Teranesia weg hätten viele Erwachsene nicht hinbekommen!), seinen seltsamen Unterhaltungen mit erwachsenen Frauen im Internet (warum tut er das, warum interessiert es ihn überhaupt?) und natürlich auch seinen eher abwegigen Schuldgefühlen. Den Hintergrund seiner Eltern fand ich aber faszinierend. Die Quantencomputer-Idee ist zwar clever, und die polynominalen Optimnierungsalgorithmen zumindest plausibel, aber trotzdem: Um tatsächlich Optimierung über komplexe, zum Teil nicht zusammenhängende, Eigenschaften wie Federfarbe, Verhalten und Blutzusammensetzung machen zu können, ist ein komplexer Quantencomputer notwendig (die viele Zustände, die man parallel auswertet, muss man ja auch erstmal haben), der zudem noch gut gegen Dekohärenz abgesichert ist. Das in einem, offenbar noch nichtmal übertrieben komplexen, Protein, das einfach so in der Zelle lebt? Kaum vorstellbar. Zudem kein Mechanismus diskutiert wird, mit dem die Ergebnisse dann auch wieder „ausgelesen“ werden – man muss ja beim Quantencomputer immer auch In- und Outputs präparieren bzw. dann im Kollaps wieder auslesen. Was löst das aus? Hier bleiben schon Fragen offen, insgesamt fand ich die Sache zu wenig durchdacht. Das Ende war dann auch eher abrupt und auch nicht völlig plausibel, aber immerhin lustig.

Ähnlich wie auch in Distress werden auch hier akademische Vertreter des Postmodernismus kritisiert und auf die Schippe genommen. Während das in Distress noch Teil einer allgemeinen Kritik von Irrationalität war, ist es hier die einzige Form von Irrationalität, die diskutiert wird und vorkommt; in der geballten und zum Teil gemeinen (die Szene mit Keith und seiner „Computerrevolution“ erinnerte mich ungut an eine ähnliche in Neal Stephensons Cryptonomicon) Form kam es mir eher übertrieben vor. Vielleicht ist Teranesia da ein Produkt seiner Entstehungszeit; die späten Neunziger waren ja die Zeit der „Science Wars“ und das Sokal-Hoaxes. Aber die Vorstellung, postmoderne Denker würden um die Welt reisen und Unsinn zu aktiueller Wissenschaft verzapfen, ist aus heutiger Sicht schon sehr abwegig und lässt Teranesia im besten Falle schräg und im schlechtesten Falle schon heute antiquiert wirken.

(Ich verstehe ja auch immer die Abneigung gegen die Postmoderne nicht. Klar gibt es da Unsinn, aber wo nicht? Und erstmal ist es ja einfach nur ein alternativer, interessanter Denkansatz: Bei allem, was es so an Institutionen, Traditionen, Theorien gibt einfach mal die Kultur und Umgebung mitanschauen. Nach wissenschaftlichen Maßstäben gute Wissenschaft bleibt trotzdem gute Wissenschaft, wenn man das tut; aber man findet schlechte Wissenschaft, die z.B. unsinnige Annahmen über geschlechtsspezifisches Verhalten bei nichtmenschlichen Tieren macht oder kulturabhängige Fragen bei Intelligenztests stellt, vielleicht schneller. Und selbst wenn Wissenschaft und Aufklärung nach westlicher Art nicht der einzige Weg ist, hindert doch keiner Individuen und Gesellschaften daran, diese Werte hochzuhalten. Man akzeptiert ja bloß, das andere das anderes sehen. Das ist doch erstmal nicht unvernünftig.)


Verschlafen

Verschlafen ist schwierig: Ich kann entweder die Zuhause-Routine am Morgen (und ähnlich in diesem Comic von Fuchskind ist insbesondere mein Morgen minutengenau getaktet und straff organisiert!) so wie immer, nur eben etwas später, durchziehen oder die Routine auf der Arbeit. Beides geht nicht: Im Normalfall komme ich eine halbe Stunde vor den Kollegen in die Arbeit und diese halbe Stunde ist wichtig, um meinen Plan für den Tag zu machen, anzukommen, mich auf die Unwägbarkeiten vorzubereiten. Wenn schon alle da sind, fehlt dafür die Ruhe und das Risiko, sofort in Gespräche verwickelt zu werden, steigt. Und der Arbeitsweg selber (ich fahre immer Rad) ist auch komisch: Man ist zur völlig falschen Zeit am völlig falschen Ort und kommt schon gestresst an (wirkliches Zuspätkommen gibt es bei mir nicht, weil ich Gleitzeit habe; Probleme gibt es nur, wen Termine anstehen, die aber nie so früh sind.).

Manchmal genügt es, die Morgenroutine ausfallen zu lassen, um pünktlich in der Arbeit zu sein. Aber das ist auch falsch und unangenehm: Ich bin noch nicht wach, wenn ich rausgehe, der wärmende Tee fehlt, der Tag fängt falsch an, selbst wenn man zur „richtigen“ Zeit aus dem Haus geht (was manchmal auch mit verschlafen klappt).

Für manche Planänderungen im Morgen-Ablauf habe ich „Ersatzpläne“: Wenn ich mal früher kommen muss oder wenn ich vor Arbeitsbeginn zu einem Termin, z.B. zum Arzt oder aufs Amt, muss. Fürs einfach nur so später kommen gibt es bislang keinen – das würde ich ja auch freiwillig nie machen… wäre aber vielleicht nicht schlecht.

Zumindest müsste man dann die wichtige Frage „welche Routine fällt weg?“ nicht zwischen Halbschlaf und Veränderungspanik für sich klären.

(Ja, meine Strategie zum Leben mit Veränderung heißt „Plan B-Z“, wie soll das auch sonst gehen? Spontan? Den Stress tu‘ ich mir nicht an…)